Originalartikel: Victor Rosenthal, Facing Reality, 31.07.2022
Die Realität kann manchmal schwierig sein, ja, sogar schmerzhaft. Auch wenn man ihr auf’s Äußerste widersteht – sie bleibt [doch] Realität. Lassen Sie mich Nehemia Shtrasler zitieren, einen linken Journalisten, der für die linke Zeitung Ha’aretz schreibt:
„Der Mensch ist von Natur aus ein Stammeswesen. Vor hunderttausenden von Jahren lebten sie in Stämmen, die ihnen physische Sicherheit, Nahrung und ein Zugehörigkeitsgefühl boten. An die Stelle des Stammes ist heute der Nationalstaat getreten und seine Aufgabe ist genau dieselbe.
Um Loyalität zu schaffen, sucht jede Nation ihre eigene Einzigartigkeit, die sich in der Sprache, der Kultur, der Geschichte und der Religion widerspiegelt. Wenn also zwei Völker gezwungen werden, in einem einzigen Staat zu leben, endet das Ganze in einen Bürgerkrieg, in dem jede Nation versucht, die Macht zu erlangen. Das passierte im Libanon, Irak, Syrien, Zypern, Nordirland und Kurdistan, und das ist nur eine unvollständige Liste. Das ist auch der Grund für den Zerfall der Sowjetunion und Jugoslawiens in mehrere Nationalstaaten.
Deswegen bedeutet „ein Staat“ mit zwei Völkern einen totalen Krieg zwischen Juden und Arabern, der alle nur verfügbaren Mittel einsetzt, einschließlich Terror und Mord…“
Shtrasler hat einen flüchtigen Blick auf die Realität geworfen, mit der der Staat Israel konfrontiert ist. Es ist eine erschreckende Vorhersage, wie er in den von ihm angeführten Beispielen verdeutlicht. Wir haben das Desaster im Libanon aus nächster Nähe gesehen und wir möchten nicht dasselbe hier erleben. Shtrasler versteht das auch, aber er, wie der Rest der israelischen Linken, kann sich nicht den Konsequenzen stellen, kann nicht akzeptieren, was getan werden muss, um den jüdischen Staat zu erhalten. Und so bewegt er sich von der Realität zur Fantasie:
„Die Juden haben ihre nationale Identität 2000 Jahre lang im Exil bewahrt, bis sie ins Land ihrer Vorfahren zurückkehren und einen Nationalstaat gründen konnten. Und das ist genau das, was die Palästinenser jetzt wollen: einen unabhängigen von Israel getrennten Nationalstaat, in dem sie ihre nationalen Bestrebungen bekunden können.“
Natürlich ist es genau das, was sie nicht wollen, zumindest ist es nicht das, was jedwede palästinensische Führung will. Die Umkehrung der Nakba ist ein essentieller Bestandteil der palästinensischen Identität und der palästinensischen Politik geworden. Aber Shtrasler und viele andere, der amerikanische Präsident und das State Department sowie die europäische Union eingeschlossen, halten es für notwendig, sich irgendeine Form dieser Fantasie anzueignen, weil sie der Realität nicht ins Auge sehen können.
Shtrasler erkennt richtig, dass ein Staat, der Juden und eine signifikante Minderheit an Arabern umfasst, in einen Bürgerkrieg münden wird. Aber er meint, dass die Teilung des Staates (und seiner Hauptstadt) und die Abgabe der Hälfte [des Landes] an die Araber, diese zufriedenstellen wird. Er hat nicht genug vorausschauend gedacht, um zu erkennen, dass der Krieg am Tag nach der Teilung des Landes in zwei Staaten nicht enden wird. Er wird einfach in den Teil des Landes umziehen, der (angeblich) den Juden überlassen wurde, während zur gleichen Zeit Israels Fähigkeit, sich selbst gegen seine äußeren Feinde zu verteidigen, stark, wenn nicht vernichtend, beeinträchtigt wird.
Die Realität sieht so aus, dass es nur einen Staat geben wird. Ein verkleinertes Israel oder auch ein winziges „Palästina“ werden in der heutigen Zeit als souveräne Staaten nicht lebensfähig sein. Und der Konflikt zwischen Völkern in einem einzigen Staat ist real und wird gegenwärtig ausgetragen. Wenn Sie das bezweifeln, denken Sie an die antijüdischen Pogrome in den gemischten Städten innerhalb der Grenzen von vor 1967 im vergangenen Mai. Achten Sie auf die Statistiken (hebräischer Link) über kleine und große Terroranschläge von Arabern gegen jüdische Zivilisten in der ersten Hälfte des Jahres 2022. Denken Sie an alle Orte in Israel – innerhalb und außerhalb der Grünen Linie – in die ein unbewaffneter Jude sich nicht sicher begeben kann.
Es geht nicht um „ein oder zwei Staaten“. Es geht um „einen jüdischen Staat oder einen arabischen Staat“ und wenn die Wahl das Letztere ist, werden die Bewohner des jüdischen Staates, die den Kampf überleben, erneut in einer sehr unfreundlichen Welt verstreut.
Eine israelische Regierung, die den Staat erhalten möchte, muss eine Politik einschlagen, die sich von der in der jüngsten Vergangenheit unterscheidet. Sie muss den Konflikt zwischen den Völkern eingestehen und dafür kämpfen, ihn zu gewinnen, anstatt zu versuchen, eine wahnhafte Koexistenz zu erreichen, von der wir wissen, dass sie unmöglich ist. Sie muss so agieren, dass in ganz Eretz Israel die Souveränität wiedererlangt wird, einschließlich des ganzen Jerusalems, des Negev und Galiläa. Sie muss überall im Land Juden ansiedeln. Und sie muss feindliche Araber (Mitglieder der Hamas, der Fatah und ähnlicher Gruppierungen) ausweisen. Sie muss Juden in der übrigen Welt ermutigen, Alijah zu machen und Nicht-Juden ermutigen, das Land zu verlassen.
Das ist ein Programm, das in der heutigen Zeit politisch nicht unkorrekter sein könnte. Es ist, wie der Begriff heute verwendet wird – nicht besonders „demokratisch“. Und doch – es gibt keine Alternative. Die Araber verstehen das und ich vermute, ihre Verbündeten in Europa verstehen das auch. Es ist an der Zeit, dass Israels jüdische Führer das auch verstehen.
(Übersetzung: faehrtensuche)