Die diesjährigen öffentlichen Feierlichkeiten wurden abgesagt, während die Überlebenden gegen die Einsamkeit und die Angst vor Ansteckung kämpfen. Lokale gemeinnützige Organisationen wenden sich an die Überlebenden und bieten Unterstützung an.
Von Lauren Marcus, World Israel News
Der am Montagabend [heute Abend] beginnende Holocaust-Gedenktag wird in Israel normalerweise mit bedrückenden Zeremonien und emotionalen öffentlichen Zusammenkünften begangen, bei denen häufig ein Holocaust-Überlebender vor einem Publikum über seine Erlebnisse spricht. Doch dieses Jahr werden die Veranstaltungen aufgrund des Coronavirus virtuell verlaufen, während die Überlebenden mit Einsamkeit, Isolation und der Bedrohung durch Krankheit kämpfen.
Heute leben 189.500 Holocaust-Überlebende in Israel. Siebenundsiebzig Prozent von ihnen sind über 80 Jahre alt, mit einem Durchschnittsalter von 83,9 Jahren. Damit gehören sie zur höchsten Risikogruppe für Menschen, die sich mit dem Coronavirus infizieren. Achthundert Holocaust-Überlebende in Israel sind über 100 Jahre alt.
Anstelle öffentlicher Zeremonien sollen virtuelle Veranstaltungen stattfinden, wie z.B. das „Memory in the Living Room Project“ [Gedenken im Wohnzimmer], bei dem Menschen an einem Online-Meeting teilnehmen können und hören, wie ein Überlebender seine Geschichte erzählt. Zoom-Meetings werden von den Stadtverwaltungen in Jerusalem, Haifa und Ashdod organisiert, wo Diskussionen über den Holocaust und seine Auswirkungen stattfinden.
Allerdings fehlen vielen Holocaust-Überlebenden, die an öffentlichen Zeremonien teilgenommen hätten, Heimcomputer und die technischen Kenntnisse, die für die Teilnahme an virtuellen Veranstaltungen erforderlich sind.
Im Rahmen des diesjährigen modifizierten Holocaust-Gedenktages starten die Städte Netanya und Hadera eine Initiative mit der Aviv Association for Holocaust Survivors. Die neue Veranstaltung „Gedenken an die Opfer: Umarmung der Überlebenden von den Balkonen“ findet vormittags um 10:00 Uhr statt.
Das Programm fordert die Israelis auf, auf ihre Balkone zu treten und nach der Sirene und der Schweigeminute gemeinsam Israels Nationalhymne „HaTikvah“ zu singen, als Zeichen der Solidarität mit den Holocaust-Überlebenden.
Der Wohlfahrtsfonds für Holocaust-Opfer verstärkt seine Bemühungen in dieser schwierigen Zeit. Die Stiftung, die Zehntausende von Holocaust-Überlebenden betreut, hat ihr Freiwilligensystem erweitert. Sie hilft Überlebenden in der Einsamkeit, indem sie emotionale und psychische Gesundheit fördert und Lebensmittel und Medikamente nach Hause liefert und Soforthilfe leistet.
Limor Livnat, Vorsitzende der Vereinigung von Freiwilligen des Wohlfahrtsfonds für Holocaustopfer, äußerte sich Israel Hayom gegenüber: „Wir alle haben eine moralische Verpflichtung, eine Pflicht, für Holocaust-Überlebende da zu sein. Sie haben den Horror überlebt und sind immer noch hier. Wir müssen sicherstellen, dass sie ein Leben in Würde führen.“
Die Organisation Holocaust Survivors‘ Right Authority bietet einen unterstützenden Rahmen für etwa 7000 Überlebende. Auf psychische und emotionale Gesundheit fokkussiert, bietet die Organisation Beratung durch professionelle Psychologen per Telefon und Videoanrufe an. Bei Fragen zu den Rechten von Holocaust-Überlebenden und Bitten um Hilfe kann das Informationszentrum der Organisation unter der Nummer *5105 kontaktiert werden.
Der erste Coronavirus-Todesfall in Israel war der 88-jährige Holocaust-Überlebende Aryeh Even. Er war Bewohner des Novim Towers, einer Einrichtung für betreutes Wohnen in Jerusalem, wo das Corona-Virus mindestens vier älteren Menschen das Leben kostete. Viele Holocaust-Überlebende in Israel leben in betreuten Wohnungseinrichtungen, die sich als Hotspot für tödliche Ausbrüche sowohl im Jüdischen Staat als auch weltweit erwiesen haben.
Originalartikel: Lauren Marcus, Observing Holocaust Remembrance Day in the shadow of coronavirus
Übersetzung: faehrtensuche
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